Noch mehr Busen-Mania!
Russ Meyer Kultecke, Teil 2

 

 

 

Im ersten Teil des Titten-Doppels haben wir es uns mit Meyers Filmen bis 1965 gemütlich gemacht. Nach Faster Pussycat... allerdings werden die Titten größer, die schwarz-weißen Szenerien bunter und die Filme derber. Russ dreht 1970 sogar einen "ernsthaften" Film für die 20th Century Fox ("Beyond the Valley of Dolls").
Die späten Sechziger beschehren uns allerdings diejenigen Meyer-Filme, die gemeinhin seine bekanntesten sind: Neben "Faster Pussycat" sind dies "Vixen" und "Beyond the Valley of Dolls".
Im dritten und letzten Teil dieser umfangreichen Russ-Meyer-Retrospektive widmen wir uns dann seinen beiden erfolgslosen Filmen "The Seven Minutes", "Blacksnake" und den Knallern "Supervixens" und "Up!".

 

Faster Pussycat! Kill! Kill! (1966)

Allein schon der Name: Tura Satana. Dieses Weib ist zu Recht eine der Ikonen der Frauen- und Lesbenbewegung geworden: fleischgewordener weiblicher Diabolus, der Männern mit der bloßen Hand das Genick bricht und kleine anhängliche Weibchen zum Frühstück verspeist. Das schwarze Stück in Stiefeln spielt die Schlampe Varla, die mit ihren Freundinnen Rosie und Billie über Land fährt. Ihre Sportwagen sind heiße Schlitten, die jedes Rennen mitmachen. Als ein junger Typ namens Tommy Varla und ihren Wagen zum Rennen auffordert und zu gewinnen scheint, wird Varla zum Tier: sie versucht, Tommies Wagen zu rammen und als er sie daraufhin beschimpft, bricht sie ihm das Genick mit einem Handkantenschlag.

Die drei Pussycats entführen Tommies hysterische kleine Freundin und schlüpfen bei einem gelähmten Mann und dessen zwei Söhnen unter. Angeblich sei der Mann reich, so haben sie gehört, und nun wollen sie an sein Geld.

Als guter Russ Meyer Film ist natürlich innerhalb kürzester Zeit jeder hinter jedem her: die blonde Billie hinter dem jüngsten Sohn, der Alte hinter Tommies Freundin, Varla hinter Kirk, Rosie hinter Varla....Nach einigen hektischen "Fick ich Dich, fickst Du mich" führen die diversen Verfolgungsjagden und Handlungsstränge zu einigen Mordopfern: Varla tötet Billie, als die genug von dem ganzen Theater hat und abhauen will, der jüngste Sohn tötet Rosie, der alte Mann fällt wiederum Varla zum Opfer.

Der Showdown schließlich findet mitten in der Einöde statt: Kirk und Tommies Freundin sind dem Irrsinn entflohen und rennen Eisenbahnschienen entlang. Varla folgt ihnen in einem Affenzahn mit einem Pick Up Truck. Nach einer Schlägerei zwischen Varla und Kirk macht natürlich der Mann schlapp und das Mädchen überfährt Varla mit dem Truck.

"Sie hatte nichts Menschliches an sich", resümiert Kirk, als der Film langsam ausblendet. Faster!... ist der krönende Abschluß der Meyerschen Schwarz-Weiß-Phase, ein Monument der Unmoral, Gewalt und Perversion. Die beiden "Guten", Kirk und Tommies Freundin Linda, sind farblose Langweiler. Der Dramaturgie zuliebe müssen sie überleben, aber sie haben es schwer gegen eine schwarzgekleidete, geile Sadistin, eine knackige Lesbe und eine blonde Nymphomanin.

Tura Satana, der Star des Films, Tochter eines japanischen Kochs und einer indianischen Mutter (wenn man ihr glauben darf), ist zweifelsohne eine Legende - nicht nur durch den Film, sondern auch durch ihr forsches Auftreten während der Dreharbeiten. Sie arbeitet unter ihren eigenen Bedingungen - als sie den abgelegenen Drehort sieht, erklärt sie Russ Meyer, sie könne unmöglich drei Wochen ohne Mann auskommen. Aber der Kameramann erscheine ihr geeignet, und sie habe vor, jede Nacht mit ihm zu schlafen.
Was für eine Frau!

 

 

 

Kaum erhohlt von den Dreharbeiten zu Faster! Schießt Meyer noch ein Quickie ab, "um an Geld zu kommen", wie er selber beteuert. Mondo Topless (1966) ist Meyers erster Farbfilm, ein 60-Minuten-Oben-Ohne-Gehüpfe, in dem sich die Stripperinnen Babette Bardot, Darlene Gray und andere präsentieren. In diversen Landschaften und Stellungen äußern sich zum Teil die Darstellerinnen oder ein Off-Kommentator über den schwierigen Job, eine Oberweite von über 120 cm mit sich herumtragen zu müssen. "Ich wäre gerne Playboy-Playmate geworden", sagt Darlene Gray in dem Film, "aber sie sagen, mein Busen wäre zu groß."

Mondo Topless ist ein nettes, belangloses Zusammengeschnipsel mit billig produzierter Bumsmusik, das aber Russ immerhin soviel Geld einbringt, daß er seine nächsten Filme endlich in Farbe drehen kann.

Die folgenden drei Filme bieten wenig mehr als die Russ Meyersche Erfolgsformel seiner frühen schwarz-weiß-Melodramen: sie fügen lediglich Farbe als neue Zutat hinzu. Seine beiden Filme Common Law Cabin (1967) und Good Morning...And Goodbye! (1967) schneidet Meyer auf den Drive-In-Markt zu, was unter anderem heißt "keine Brustwarzen", "keine Nacktszenen". Doch bieten die knappen Bikinis der üppigen Mädchen außer den verboten Brustwarzen doch alles, was ein Männerherz begehrt: naive Blicke, tumbe Gesten, viel Fleisch, wenig Dialog, und das alles bis ins Provokant-Ironische übersteigert.


Common Law Cabin (der Titel spielt auf "wilde Ehen" an) ist ein Film gespickt mit vielen Insider-Scherzen und wenig Handlung, das gibt Meyer selbst zu. Ein als vermißt geltender Millionenerbe, ein korrupter Bulle, einige Schießereien, eine Handvoll Vergewaltigungen umreißen die Story.

Meyers nächster Film Good Morning...and Goodbye spielt die klassische Dreieckssituation aus, in der das Hauptpaar eine junge Frau und ein alter Mann sind. Die sexuell frustrierte junge Angel stellt zu Beginn des Filmes ihren weitaus älteren Ehemann Burt als schlechtesten Liebhaber des Landes vor. Er solle es doch mal mit einer Transplantation versuchen. Vögeln tut sie mit dem kräftigen Bauarbeiter Stone. Als der aber noch Interesse an ihre jungen Stieftochter anmeldet, ist das Maß mal wieder voll, und einer mißhandelt den anderen, bis ein Off-Sprecher die Weisheit verkündet: "So hält man seine Familie zusammen - auf die harte Tour".

Es ist eine seltsame Art von Liebe, die in Russ Meyers Filmen parktiziert wird. Sie beschränkt sich auf die elementarsten physischen Bedürfnisse, kurz Sex genannt. Und Geld. Und diese Bedürfnisse besorgen sich Männer wie Frauen, wann sie wollen und wie sie wollen. Mitleid hat man noch nicht mal mit sich selbst.

Finders Keepers, Lovers Weepers (1968) ist wieder eine Dreiecksgeschichte, diesmal ist die Ehefrau die Betrogene und zwischendurch gibt es noch einige Gangster, die mitspielen. Die Story kann man getrost übergehen, doch sind, für den nachfolgenden wohl berühmtesten Meyer-Film, einige Details wichtig. Im Vergleich zu früheren Filmen enthält Finders Keepers viel mehr Nackt- und Fick-Szenen. Und in der Darstellung von Gewalt geht Meyer immer weiter und weiter.
Er ist jetzt 46 Jahre alt und macht Film auf Film. Er will aber einen Film machen, der noch sexier ist als alles bisher Dagewesene. Die Antwort heißt Vixen, Füchsin.

 

 

 

 

Die Titelfigur "Vixen", wunderbar heiß und erotisch verkörpert von Erica Gavin, ist eine Frau, mit der sich auch - so Meyer - Frauen identifizieren können. Sie ist ein Luder, das drei Männer am Tag vernascht (inklusive ihres eigenen Bruders), aber das tut sie so selbstbewußt und selbstherrlich, das dies vielleicht einige heimliche Wünsche der weiblichen Zuschauer ansprechen kann.


Erica Gavins sinnlicher, extrem animalischer Ausstrahlung ist jedoch im Grunde die Wirkung und der Erfolg des Films zu verdanken.

Meyer dreht den Film, der ihm über 10 Millionen Dollar eingespielt hat, 1968 auf einer drei Hektar großen Ranch. Meyer selbst war Kameramann, Regisseur, Produzent und Beleuchter in einem. Das Gesamtbudget belief sich auf nur 72 000 Dollar, von denen allein die Laborkosten schon die Hälfte ausmachten. Meyer war ein schlitzohriger Ökonom, der aus Nichts mehr machen konnte und sich bei seinen Filmen schon immer einen Dreck um Tarife oder Gewerkschaften scherte. Dafür beteiligte er einige Team-Mitglieder am Gewinn des Films.

Vixen ist die Ehefrau des Tankwarts Tom. Sie wohnen beide in einer rauhen Landschaft Kanadas, die nur per Flugzeug zu erreichen ist. Während Tom arbeitet, vergnügt sie sich mit einem Polizisten im Wald. Auf dem Nachhuaseweg trifft sie auf Judd, ihren Bruder, und seinen Freund, den Farbigen Niles. Man erfährt, daß sich Niles nach Kanada abgesetzt hat, um in den USA nicht zur Armee eingezogen zu werden. "Warum soll ich etwas für ein Land tun, das nichts für mich tut?" fragt er. Ein Ehepaar kommt zu Besuch auf die Ranch, in einer göttlichen Szene tanzt Vixen vor dem fremden Mann und nimmt einen rohen Fisch zwischen ihre Brüste. Schließlich nimmt sie den Fischkopf in den Mund.

Nachdem sie den Mann beim Angeln vernascht hat, knöpft sie sich noch seine Frau vor. Und das beschenkt uns mit einer der erotischten Szenen, die Meyer je gedreht hat: die beiden Frauen küssen und streicheln sich und verberiten dabei ein Knistern, das über das bloße Zelluloid hinausgeht.
Im Laufe des Films ergreifen Vixen und ihr Ehemann Tom noch Partei für den Kriegsverweigerer Niles und verhelfen ihm zur Rückkehr in die USA.

Vixen bricht Besucher- und Kassenrekorde. "Zwei Jahre lang kam jede Woche ein Scheck über 67 000 Dollar", berichtet Meyer stolz. Da Erica Gavin keine Lust hat, sich nach dem Erfolg in Vixen, durch Produzentenbetten hochzubumsen, ergreift sie schließlich einen normalen Beruf und arbeitet als Verkäuferin in einer Boutique. "Alles, was man so an Gerüchten hört über die berüchtigte Besetzungs-Couch," so schimpft sie, "es ist alles wahr!"
Für die damalige Zeit war es äußerst ungewöhnlich, daß sich ein Sexfilm mit politischen Themen beschäftigt; wobei dies mal wieder auf Meyer-Art geschieht. Er bringt diese sozialen Einstreuer vor allem deshalb in den Film, ums ich vor gerichtlicher Verfolgung zu schützen. Aber leider nützte es nie, so Meyer. "Sie haben diese Sachen da reingebracht", sagt einmal ein Staatsanwalt, "aber sie haben sie nur reingebracht, um die Aufmerksamkeit von den 45 Minuten abzuwenden, in denen gefickt wird."

 

Cherry, Harry and Rachel (1966)

Mitten in den Dreharbeiten reiste die Hauptdarstellerin ab. Der Alptraum eines jeden Produzenten. Trotzdem ein Glücksfall für Meyer: findet er doch in Uschi Digard einen würdigen Ersatz. Sprachbegabt, intelligent und verläßlich, wird sie schließlich über diesen Film hinaus zu einer langjährigen Vertrauten und Mitarbeiterin Meyers, die zur Produktions-Assistentin avanciert.
Und noch ein anderer Schauspieler ist ein Treffer: Charles Napier, blond, kantige Gesichtszüge und kernige Augen, verkörpert den typischen Russ-Meyer-Mann. Ein "Heavy" der besten Sorte. Er trägt Jahe später viel zu Russ Meyers Comeback bei.

Cherry, Harry and Rachel! ist eine wüste Geschichte, die als Aufhänger diesmal Marihuana-Schmuggel an der amerikanisch-mexikanischen Grenze benutzt. Ein korrupter Bulle, der mit einer Schmugglerbande zusammenarbeitet, wird erschossen, während seine Frau es im Marihuana-Rausch mit einer anderen Schönen treibt.
Naja, ein typischer Meyer eben.

Der Film wird ebenfalls zu einem großen Erfolg, was sicherlich an dem Vixen-Bonus liegt. Vor allem macht ein die Studiobosse in Hollywood nervös. Bis jetzt haben sie diese "Schmutz-und-Schund"-Filme mißachtet, aber nun ist da ein Kerl, der es umsatzmäßig durchaus mit ihnen aufnehmen kann!

Zudem befindet sich Hollywood in einer Umbruchphase: mit teuren Monumentalfilmen hat man sich böse verkalkuliert und die alten Rezepte wollen auch niemandem mehr schmecken. So ist jedes Mittel recht.
Sogar ein alter Pornograph wie Meyer.

 

 

 

"Wenn dieser Klotzkopf Meyer für 70 000 Dollar einen Film wie Vixen machen kann", fragt sich Richard D. Zanuck, Sohn des berühmten Hollywood-Produzenten Darryl F. Zanuck und damals Vizepräsident der 20th Century Fox, "was könnte er wohl zustande bringen, wenn wir ihm eine Million geben?"

Zanucks Überlegungen sind rein geschäftlicher Art. Er erhofft sich ähnlich große Gewinnspannen wie sie Russ in den letzten zwei Jahren erwirtschaftet hatte. Es gibt da noch die Rechte an der Fortsetzung der Story The Valley of The Dolls und da kommt Russ ins Spiel. Meyer wird engagiert. Der Low-Budget-Filmer als Angestellter eines der größten Hollywood-Studios. Wenn es nicht so wahr wäre, es hätte von Meyer erfunden sein können.

Er wird allerdings nicht übermütig, sondern sichert sich kompetente Hilfe - von einem 27jährigen Filmkritiker. Und der mag große Titten genauso wie Meyer. Erica Gavin, die Top-Besetzung aus Vixen, bittet Meyer um eine Rolle, die er ihr auch gerne zubilligt. Allerdings ist sie so abgemagert, daß Meyer sie erstmal zur Erholung wegschickt. Und die Fox-Bosse sind sich bei der Besetzung nicht ganz sicher und fordern deshalb Probeaufnahmen von jedem Mädchen an, das Meyer einstellt. "Der wahre Grund", sagt Meyer heute, "war der, daß sich Erica von den Herren nicht bumsen ließ..."

Da sich unter den Hauptrollen zwei Playboy-Playmates befinden, läuft die PR wie von selbst: zum Start des Films bringt der Playboy eine neunseitige Farbstory.

Beyond... beginnt mit dem Konzert einer Rockband, die aus den Mädchen Kelly, Casey und Petronella besteht. Ihr Manager hat etwas in Hollywood arrangiert, also macht man sich quer durch die USA auf. In L.A. besucht Kelly ihre Tante und landet anschließend auf der Party des Rockpromoters Ronny. Sie und ihre Girls bekommen nach einem heißen Auftritt auf dieser Party gleich einen Vertrag von Ronny und sind sehr erfolgreich.

Auf diversen Parties und nach einigen Drogentrips treibt es jeder mit jedem/r, Geldgier, Geilheit und Gewinnsucht sind die einzigen Motoren in Hollywood. Der Rockpromoter Ronny dreht schließlich durch und läuft mordend durch sein Haus. Der Film endet jedoch mit einem aufgesetzen Happy-End, einer Dreifachhochzeit.

Beyond... ist der erste Film der Fox, der ein X-Rating bekommt, das heißt: für jugendliche Zuschauer nicht zugelassen. Genau das aber hatte Russ Meyer verhindern wollen, weil so der lukrative Teenie-Markt wegfällt. Trotz des Ratings macht der Film gute Profite. Meyer und sein Berater, der junge Filmkritiker Ebert, liegen richtig mit ihrer Konzeption einer Seifenoper für Teenager: "Camp" nannte man das damals. Die Figuren, grob gezeichnet, wie in einem Comic-Strip, kommen in alle möglichen übertriebenen Situationen. Man läßt sie wieder auferstehen und alle sind es zufrieden.

"Russ Meyer hat es der etablierten Filmindustrie gezeigt: Er erreicht nicht nur sein Klassenziel, sondern macht sich in seinem Film gleichzeitig auch noch lustig über den mythischen Ort Hollywood. Für seinen nächsten Film bei der Fox hat Russ freie Hand (...).

Er hat es geschafft. Denkt er.

Denken wir mit...im dritten und letzten Teil der BusenManie....kooomt....kooooomt.....koooooomt bald!