Der Haufen bedruckter T-Shirts um mich herum lichtet sich langsam und beginnt, sich in die Formen von drei reizenden netten Mädchen zu materialisieren. Olga, Julia und Franzi von den Pop Tarts sammeln sich unlustig um einen Tisch.
Diee Soc Ding Dong steht auf Olgas T-Shirt. Ich bin ein schöner Tag auf Julias. Franzis T-Shirt schämt sich, daß es kein Aufdruck hat und schmollt in einem dreckigen olivbraun. Helge, einziges männliches Mitglied der Band, findet wohl gerade kein bedrucktes Shirt, weshalb er auch noch nicht zum Interview erschienen ist. |
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Die vier gründeten vor vier Jahren die Pop Tarts, ganz in der Tradition vieler ihrer Freunde, die alle gerade eine Band gründeten.
Im Unterschied zu vielen, die dem Stadium des Nachspielens bekannter Songs niemals entronnen sind, schufen die Pop Tarts langsam aber beharrlich einen eigenen Stil, der irgendwo zwischen Stereo Total, Tocotronic, einer Prise Ramones und ganz frühem New-Yorker-Punk schwankt, wobei sie mit einer fröhlichen und unbeschwerten Art Improvisiertes wie zum Beispiel laute Zwischenrufe unter die Zwei-Minuten-Songs mischen. |
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"Bei uns steht nicht in erster Linie die Musik im Vordergrund, sondern das Drumherum", vermeldet Julia kategorisch. "Natürlich auch, daß man mit seiner Musik etwas mitteilen will, aber unsere Einstellung, was wir auf der Bühne rüberbringen, ist genauso wichtig." Und dann kommt der Satz, den die meisten deutschen Bands nie über die Lippen bringen würden: "Wichtig ist vor allem, sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen."
Eure Zwei-Minuten-Stücke mit viel Ironie und Chaos erinnern mich an ganz frühe amerikanische Punk-Sachen, an Fuzzbox und die Buzzcocks zum Beispiel....
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Julia: "Nee, das war so vor drei Jahren. Aber wir sind auch vier verschiedene Leute, so kommt halt viel zusammen." Olga: "Und noch mal zur Tradition...wenn einem etwas einfällt auf der Gitarre, dann fällt einem halt was ein und nicht, weil es in der Tradition von irgendwas steht." Julia: "Tradition würde ich auch nicht sagen. Wir haben halt angefangen, die Ramones zu covern..." Olga: "Was wir damals auch noch nicht so richtig geschafft haben, weil wir nicht klangen, so wie wir`s wollten. Es ist auch abhängig von unserem grandiosen Equipment, das sehr klein und sehr bescheiden ist, weil wir nicht soviel Geld für so was ausgeben wollen. Und dann klingt halt die Orgel so wie sie klingt, wenn Henni eine für 30 Mark in der Zweiten Hand sieht." Ja, aber das kann ja gerade interessant sein, wenn man nie vorher weiß wie`s klingt... |
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Olga: "Naja, man benutzt es halt. Bei den Gitarrenläufen, die mir so einfallen und den T-Shirts, die ich bemale ist es eher so, daß ich schon was nehme, was schon da ist. Und mach da dann was draus. Aber da steht kein großer Gedanke dahinter, der in mir schwebt." Julia: "Was von diesem Ramones-Ding über geblieben ist, ist auch mehr die Herangehensweise... ohne jeden Anspruch an ausgefeilte kompositorische Wunderwerke." Olga: "Einfach wie ein Original zu klingen." Ist es auch ein Teil dieser Originalität, das Eure Stücke zum Teil so klingen, als seihen sie versehentlich entstanden? Franzi: "Naja, im Studio da kommen dann halt mal Zwischenrufe...." Olga: "Wenn`s uns gefällt, dann lassen wir die drin." |
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Eins meiner Lieblingsstücke auf der neuen LP "Woman is the Fuehrer of the World" ist das Stück "O.K. Vollgas", ein wilder Ritt durch vier, fünf Gitarrenakkorde, den Sängerin Franzi mit einem lässig gesprochenem "Okee, Vollgas" quittiert, während Hendrik sich die Seele aus dem Leib schreit. Vollgaaaaaaas! Bezaubernd auch "Kindheit, Jugend, Sex", in dem Franzi und Olga Horoskope und Dr. Sommer-Tips aus der Bravo vorlesen. Das Stück endet mit einer unterkühlten 80er Jahre Orgel und einem gelangweilt gesungenem "Sexy, Sexy, Sexy, Sexy On Ice". Das ist kein Schulmädchenpop, wie sooft in der Presse behauptet, das ist herrlicher, selbstironischer und doch in der Attitüde gerade ernst genug genommener Underground-Pop, der einen erfrischenden Gegenpol zur selbstgefälligen und festgefahrenen Hamburger Schule mimt. Echt sexy, und nicht nur auf Eis! |
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