"Uns erzählen immer alle, wir würden aussehen wie Leute, die unbedingt Stars werden wollen", erzählt Dave. Und ihr Haß auf alle Lo-Fi-Bands, die stolz darauf sind, schlecht zu klingen, hat die Jungs zusammen mit Erstgenanntem zu ihrem Namen inspiriert: Lo Fidelity Allstars.
In England sind sie es bereits: berühmt. Nicht reich, aber berühmt. Wobei es in England ganz einfach ist, berühmt zu sein: Kenne die richtigen Leute. Oder besser: Laß Deine Plattenfirma die richtigen Leute kennen. Oder noch viel besser: Laß die Chefsekräterin Deiner Plattenfirma die richtigen Leute ficken. |
Trotzdem man immer auf der Hut sein muß, was englischen Hype betrifft, liegt man bei der neuen LP der Lo Fidelity Allstars, "How To Operate With A Blown Mind", goldrichtig. Fette Funks schlingern mit Disco um die Ecke, nur um dort auf einen stinkbesoffenen Big Beat und seinen Kumpel Punk zu treffen. Wirklich richtig feucht und sexy. Dazu noch die nasale Stimme des Texters und MCs Dave, der, wie mir sein Bandkollege Matt versichert, wirklich richtig verrückt ist.
Aber eigentlich klingen seine Texte nur nach einem depressiven Wal im Weltall, der zuviel LSD geschluckt hat. Kann man DAS verrückt nennen? |
Die Initalzündung zu der Band hatten Matt (Keyboards) und Phil (Komponist) vor zweieinhalb Jahren, als sie beide bei Tower Records in London arbeiteten und als DJ-Team abends auflegten. Coole Musik ist selten, dachten sie sich, warum sie nicht selbst machen?
Die ersten Sessions als DJ-Team waren so erfolgreich, daß schnell eine richtige Band gegründet wurde. Matt rekrutierte Dave, den er aus Horsham kannte, als Texter, die anderen, Martin (Keyboards) und Andy (Bass) stammen ebenfalls aus dem engeren Freundeskreis. |
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Seht ihr selbst Euch eher als eine Rock- oder als eine Dance-Rave-Band? | Mat: "Auf jeden Fall eher Dance, denn aus der Richtung kommen wir. Trotzdem verstehen und gebrauchen wir auch Rock'n'Roll-Elemente: unsere Live-Show ist sehr intensiv. Eine lange Zeit war Dance-Music live nicht besonders interessant zum abschauen. Ja, ich denke, wegen unserer Live-Show ordnen uns viele eher als Rock-Band ein." |
Wie ist denn Eure Live-Show konkret? | |
Mat: "Dave ist eigentlich derjenige, der die Show abzieht...Arme in der Luft und so. Ich und Mat stehen eher vertieft hinter unseren Keyboards. Ich denke auch, daß immer mehr Dance-Bands sich Live-Shows wie die der Prodigy zulegen. Typen hinter Keyboards sind langweilig, und man zahlt ja nicht dafür Eintritt. Bei uns gab es jedoch keine Vorüberlegung, wie wir live sein sollten, es ergab sich einfach so. Wir haben nie gedacht: 'Oh, wir müssen ein Crossover-Dance-Projekt machen, um ordentlich Geld zu verdienen.' Wir hatten das Interesse schon vorher, irgendwie formierte sich dann die Band...das war's. Wir haben alle unterschiedliche Einflüsse." |
Welche denn? | |
Mat: "Ich und Dave sind mit HipHop aufgewachsen und natürlich Funk. Sonst gab's in den Achtzigern ja nur Scheiße. In den späten Achtzigern kamen wir dann zu Acid-House. Natürlich gibt es auch Rock-Einflüsse: MC 5, die Stooges, Spacemen 3, Spiritualized. Eigentlich alles, wirklich alles. Und wirklich viel Soul und Funk." |
Oft erinnert mich Eure Musik an die typische großartige Rave-Musik aus England der späten Achtziger, Happy Mondays und so... | |
Mat: "Wir empfinden es als Kompliment, mit den Happy Mondays und den Stone Roses verglichen zu werden, nicht unbedingt, was die Musik betrifft, sondern eher die Attitüde. Die Happy Mondays und Stone Roses waren unglaublich wichtig. Sie brachten neuen Schwung in die Gitarren-Musik, die zu dem Zeitpunkt selbstgefällig geworden war, und mixten sie mit Dance. Diese Bands haben die gesamte Musikkultur der Zeit beeinflusst, deshalb ist es ein Kompliment, mit ihnen verglichen zu werden." |
Einige Eurer Songs klingen sehr drogeninspiriert.... | |
Mat: "Ich würde nicht sagen, daß ein Song von Drogen inspiriert ist. Viele Songs hören sich allerdings gut auf Drogen an! Wir sind keine Band, die sich mit Drogen vollpumpt und dann Songs aufnimmt. Drogen können Spaß machen, sind aber nicht inspirierend für uns. Die A-Seite ist zum Beispiel eher was für Leute, die in Clubs gehen und auch was nehmen, Ecstasy oder so. Die B-Seite ist eher die Seite zum Runterkommen. Ich meine, wir wollen die Leute nicht zum Konsum aufrufen. Wenn sie was nehmen, nehmen sie es ohnehin. Ich finde, unser Album ist von den Stilen her sehr offen: Rauch was oder nimm Ecstasy, tu einfach, was Du willst." |
Was ist Eure Lieblingsdroge? | |
Mat: "Es ist zwar ein Klischee, aber Musik ist meine Droge. Musik ist eine sehr emotionale Sache für mich. Du mußt Musik vom Herzen und nicht vom Kopf her machen. Wenn sie zu perfekt und zu sauber und nur für das Geld gemacht ist, kann sie niemals eine echte Emotion bewirken." |
Ihre Einflüsse beziehen die Low Fi's aus der klaustrophobischen Stimmung, die London in Ihnen manchmal erzeugt. Die Lyrics zu "Vision Incison" zum Beispiel haben sie aufgenommen, als Dave stockbesoffen mitten in der Nacht die Holloway Road entlangtorkelte und den Song in ein Dictaphon nuschelte. Das Resulat ist in der Tat unbeschreiblich...
Obwohl die Jungs immer irgendwie aussehen als wären sie gerade besoffen und müßten gleich kotzen oder sie hätten gerade gekotzt und könnten deshalb, bitte, nochmal ein zwei Bier haben, scheint ihre Musik geradewegs von einem anderen Stern zu kommen. |
Stellt Euch vor, Ihr wäret Raumfahrer, die in ihrem Schiff durch das Weltall fliegen. Plötzlich landest Du auf einem unentdeckten Planeten. Wie sieht der Planet aus? | |
Mat: "Hoffentlich sieht er wie eine Funkadelic-Bühne aus, wie ein Funkadelic-Mutterschiff, in dem George Clinton und Bootsy Collins in unglaublichen Kostümen herumrennen. Das wäre ein cooler Planet! Oder ein Planet Rock mit Afrika Bambaata. Diese Bands haben uns mit ihrer Musik und heftigen Live-Show wohl am meisten beeinflußt." |
Wenn es ein Planet mit Fremdlingen wäre, die zwar Eure Sprache verstehen könnten, aber niemals von unserem Planeten Erde und der Menschheit gehört haben, wie würdet ihr uns beschreiben? | |
Mat: "Wir brauchen die Aliens, damit sie uns beibringen, vernünftig zu leben. Die Aliens passen auf ihren Planeten garantiert besser auf als wir. Wir würden sie fragen, ob sie uns nicht helfen können, die Fehler, die wir begangen haben, wieder rückgängig zu machen. Wenn es Planet Rock oder das Funkadelic Mothership wären, würden wir dableiben. Obwohl...so schlecht ist es hier auch nicht."
Dave: "Naja, wir könnten heimkehren, um unser neues Album vorzustellen..." |
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