Als vor 6 Jahren der erste SECOND HAND MODEMARKT in Essen seine Pforten öffnete, rümpften viele vor getragenen Klamotten noch die Nase. Daher interessierte sich die Presse wohl auch nicht für die 25 Aussteller dieser ersten Verkaufsmesse, die nach geduldigem Suchen der Veranstalter gefunden waren, um gegen dieses Vorurteil anzutreten. Es wäre wohl auch eine intime Messe geworden, wenn das ZDF-heutejournal nicht ausgerechnet einen Tag vor der Eröffnung diese als Schlußgimmick gesendet hätte.
Second Hand hat sich längst als Modemotor bewährt; daß das Retro-Lebensgefühl 'In' ist, glauben unterdessen sogar Modemuffel, denn es ist ökologisch bestens vertretbar...
Habt Ihr nächstes Jahr gehört? Richtig! Da die Premiere 8000 Besucher angelockt hat und sowohl Veranstalter als auch Standpächter mit gefüllter Geldbörse heim fahren konnten, wird SECOND HAND MODEMARKT & Avantgarde News auch nächstes Jahr in Hannover vertreten sein. Wieder ohne Sortierbetriebe und Großhändler, aber mit vielen kleinen, liebevoll dekorierten Ständen und vieleicht auch Bodypainting, Musikgruppen, Künstlern und Szene-Läden, denn 'das Ambiente muß gewahrt bleiben'.
Was geschah also: der Markt war so stark überrannt, das die überraschten Aussteller noch nach dem ersten Verkaufstag neue Ware bei ihren Händlern ordern mußten und die Modenschau wurde dem Sittendezernat gemeldet, der Obszönität wegen.
Die Kinderschuhe des Modemarkts können nun jedoch langsam recycled werden, denn sie sind etwas klein geworden. Trotz unerwarteten Zwischenfällen wie einem Brand unter dem Parkett, breitete sich der Modemarkt stetig über ganz Deutschland aus. Nach Essen wurden nach und nach Frankfurt, Köln, Münster und schließlich Hannover erobert. Nächstes Jahr wird auch noch Hamburg und Bremen eingenommen.
Vor 1½ Jahren stand zum ersten mal besagtes 'Recycling-Design' auf dem Programm, was man auch einfach mit 'Aus Alt mach Neu' betiteln könnte. Doch aus so spektakulären Kleidungsstücken aus Wachstischdecken, Wischlappen & Co gefertigt, läßt sich so doch schön ein Trend hypen. Egal, die gelangweilte Menschheit braucht eben das Spektakel. In diese Kategorie ist wohl auch die 'größte Jeans der Welt' einzuordnen, die vor dem Eingang an einem Kran hing.
Die so angezogenen älteren Herrschaften waren dann doch etwas verwirrt, ob der poppigen Fummel und der Bummbumm-Beschallung vieler Stände. Sie waren jedoch eher in der Minderzahl und so waren die Aussteller positiv überrascht, bewiesen die Hannoveraner doch einen eher ausgefallenen Geschmack, der hier in der Provinz nicht vermutet wurde.
In dieser Kategorie haben besonders herausgestochen die Ringe von Andreas Frickel, der Tierpräperatorenaugen einfaßt (Bericht in der nächsten Ausgabe) und Kurzenberger & Braun, die alte Lagerbestände von 60er und 70er Jahre Brillen an die Nase bringen (dito). Zum ersten Mal dabei, da aus Hannover, waren 'Die Dauer Welle' und 'Odradek', die ihr ja sicher vom rot-blinkenden Qualitätsurteil-Spitze-Punkt in der Kybernauten-Lädenliste kennt.
Die gezeigte Modenschau 'Café de Paris', die mit großem Aufwand und Choreographie von Essener Musical-Studenten aufgeführt wurde, zeigte den Lauf der Mode von den 20'er Jahren bis zum Hippie-Jahrzehnt. Die gezeigten Modelle waren schön anzuschauen, doch fand man sie leider nicht auf dem Markt selbst wieder, da sie aus den Babelsberger Filmstudios und vom nicht vertretenen Kölner Subcouture entliehen waren. Wir hoffen, daß die vertretenen Stände das nächste Jahr etwas besser eingebunden werden.
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