Cyberspace ist flüssig
Norman Ohlers Buch "Die
Quotenmaschine"
"Die Zukunft scheint so hell", ja
klar. Deshalb trägt Norman gern eine verspiegelte Brille. Norman
schreibt gern etwas Flüssiges in seinen Computer, den Text zu
"Die Quotenmaschine zum Beispiel, und er widerspricht sich gern
selbst. Er ist ein brennender Anhänger des Techno, den er allerdings
nicht durch "primitive Rythmen" definiert, sondern als eine
besondere Form der Zeiteinteilung, eine Form von kosmischer Musik
verstanden wissen will. Techno verbinde sich mit "den großen,
wahren Dingen" und genau darüber schreibe er.
Der Roman des 1970 in Zweibrücken geborenen, mittlerweile in
New York lebenden,Norman handelt von Maxx Rutenberg, einem kauzigen
Detektiv, der mithilfe des Computers sein Leben erforschen will. Er wurde
einst als Sohn einer klinisch toten Mutter geboren, was ihn
verständlicherweise etwas aus der Bahn wirft. Als Dank für sein
"gerettetes" Leben bringt er den Arzt um, der ihn aus dem toten
Fleisch seiner Mutter gepellt hat. So schlimm, so gut. Jedoch beauftragt
ihn die Tochter des Arztes prompt mit seinem eigenen Mordfall. Maxx taucht
in die Welt des Cyberspace ab, weil ihm die reale Welt zu bestimmt, nicht
flexibel genug ist.
Norman bestreitet jedoch den Fluchtcharakter des Cyberspace: er
genösse es, in den Straßen New Yorks schrägen Typen zu
begegnen, außerdem kehre Maxx zum Schluß in die Wirklichkeit
zurück. Norman nervt dieses Geseire über das Internet, das man
sogar in jedem Werbespot finde. Cyberspace sieht er nicht als neue Droge,
es sei nur "ein unterentwickeltes Vehikel". Aha. LSD sei wirklich
frei. Soso.
Trotzdem war sich Norman nicht zu fein, das unterentwickelte
Vehikel Internet mit einem virtuellem Stadtplan und einem Netz aus Dateien
zu überspannen, einer virtuellen Welt, in der sich Maxx und der User
bewegen. Per mail können sich Leser an der Entwicklung der Story
beteiligen, eine aktualisierte Fassung der "Quotenmaschine" wird
in Kürze wieder im Netz hängen.
In der Zwischenzeit jedoch sonnt sich Norman in seinem Ruhm und
freut sich, denn seine virtuellen Erfahrungen haben zu der Krönung
seines Projekts geführt: dem Buch. Auf altmodischem Papier, bei einem
etabliertem Verlag gedruckt. Es steht gleichwertig neben der vernetzten
Fassung, stellt es doch eine eigene Kunstform dar, die dem des Surfens
durch die Kapitel im Internet um nichts nachsteht. Der Leser bildet
interaktiv in seinem persönlichen Cybergehirn abends im Bett die
Räume, Gesichter und Fickszenen - Norman hielt sich nicht zurück
- nach, ohne Providergebühren.
Und dafür sind wir Norman sehr dankbar.
Die URL: http://www.icf.de/qm/
nikki
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