Mottenspaß
Deutsche Modenzeitung, November 1937
Die ersten ersten Einladungen zu winterlichen Festen, Bällen und großen Veranstaltungen flattern ins Haus, und die berühmte Frage: "Was ziehe ich an?" taucht damit wieder einmal auf. Wir bringen unseren Leserinnen in dieser Nummer einen Vorschlag zu einem Kleid dieser Art.
Das lange Tageskleid aus schwarzem, goldbedrucktem Samt links, ist besonders interessant. Es hat die ganz
schlichte anliegende Prizeßform mit nach unten weit ausladendem Rock und wird vorn durch eine dichte
Knipfreihe geschlossen. Aber gerade diese Einfachheit des Schnittes stellt die Schönheit und Eigenart des
Stoffes ins rechte Licht. Zu diesem Kleide benötigt man für 112 cm Oberweite etwa 4,85 m Velours, 90 cm breit.
Das linke Tanzkleid wird viel Beifall finden. An unserem Orginal war weißer Taft zum Unterkleid und zu
den Ärmelblüten verwendet, wärend das Überkleid aus schwarzem Seidentüll bestand. Ebensogut kann man
dieses natürlich auch ganz weiß halten, man wählt dann besser Baumwolltüll, der durch seine Appretur gut
steht. Auch in zarten Farben, z.B. Schwefelgelb oder Orchidee, wird dieses duftige Kleid stets eines der
schönsten sein.
...wir wollen ihn Peter nennen!
Kleid 1: Schlichtes Kleid für junge Frauen. Die besonders breite vordere Rockbahn ist mit Gummizug
versehen und dadurch dehnbar. Die Vorderteile treten breit übereinander. Der helle Jarbotkragen ist sehr Vorteilhaft . Material: Samt oder Seide. |
Kleid 2 zeigt das nebenstehende Kleid in etwas veränderter Form. Das Vorderteil ist Westenartig
gearbeitet. Lange Bündchenärmel. An Stelle des Jarbot ist ein vom Kleidstoff gefertigter Reverskragen
getreten, den ein kleiner künstlicher Strauß schmückt. |
Kleid 3: Das ärmellose Jäckchen ist ursprünglich als Ergänzung zu dem Modell 1 gedacht und als
solche aus dem gleichen Stoff gearbeitet. Es paßt wegen seiner einfachen Form jedoch zu jedem Kleid oder
Rock und kann nach belieben auch abstehend sein. Blenden- oder Bortenbesatz. |
Kleid 4: Der aus Flausch oder Noppenstoff gefertigte Mantel zeigt die beliebte dreiviertellange lose
Form. Er wird zweireihig geknöpft und kann statt mit Pelzkragen auch mit einem kleinen Umlegekragen
gearbeitet werden (s. kl. Ansicht). In die Nähte mitgefasste Taschen. | Kleid 5: Für junge Frauen ist dieses lange weite Cape aus einem dunklen Tuch besonders zu empfehlen. Die Stepperei, die gleichzeitig einen hübschen Schmuck bildet, ist mit heller Knopflochseide ausgeführt. Kleine runde Passe und schmaler Kragen, dessen vorn breiter werdende Enden verschlungen sind. |
Links: Gestrickter Unterrock für Damen. Es werden etwa 300 g hellblaues oder andersfarbenes
mittelfeines Wollgarn und Stricknadeln Nr.3 gebraucht.
Der Beyer-Schnitt des Unterrocks ist für 96 cm Oberweite erhältlich. |
Rechts: Die gestrickte Unterziehhemdhose mit langen Beinlingen ist besonders warm und mollig für den Wintersport und die Arbeit auf dem Lande. Unser Modell ist aus etwa 250 g feiner weißer Angorawolle mit Stricknadeln Nr. 2½ gearbeitet. Genausogut kann weiches mittelstarkes Wollgarn verwendet werden. Die Hemdhose wird in einem einfachen Streifenmußter gearbeitet. |
Richtige Rocklänge. (Frau Käte in Hamburg.) Bei der wahl der richtigen Rocklänge sind die
verschiedenen Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Es ist natürlich Sache des guten Geschmacks, wie man
den Rock trägt. Unbedingt ist aber ein genauer Studium der Körperverhältnisse nötig, um die richtigen und
für die Trägerin vorteilhaften Maße festzustellen. Eine Figur von 1,65 - 1,70 m Größe und 96 cm Oberweite
wird natürlich, wenn sie noch jünger ist, den Rock kürzer tragen, als eine ältere etwas stärkere Dame. Auch
muß man darauf achten, ob man seine Beine unbeschadet zeigen darf. Eine kleine stärkere Figur trägt den
Rock ebenfalls länger, sie wirkt dadurch größer, ebenso muß es, wenn die Taille etwas länger ist,
selbstverständlich auch der Rock sein, um die richtigen Proportionen zu wahren. Für eine jüngere Dame mit
gut proportionierter Figur sind folgende Maße zu richtigen: Tages- und Nachmittagskleider etwa 30 cm vom
Boden entfernt, Abendkleider gut Knöchellang.
Was trägt der Herr? (Frau M. in L.) Wir sind gern bereit, sie zu beraten. Zum Frack trägt der Herr:
weiße Weste und Eckenkragen mit weißer Schleife, zum Smoking: weiße oder schwarze Weste, Eckenkragen
mit schwarzer Schleife, zum Cut: Umlegekragen mit dunkler Krawatte (grau oder schwarz-weiß) oder
Eckenkragen mit Plastron.
Der neue Frauenkalender. (Irene B., Zittau.) Der N.S.-Frauenkalender 1938 (Verlag Franz Eher
Nachf., München) bringt wie im Vorjahr neben aufschlußreichen Darlegungen über über die einzelnen
Arbeitsgebiete des Deutschen Frauenwerks, Berufsfragen und praktischen Ratschlägen viele dichterische
Beiträge und künstlerische Bilder. Ein Kalender, der dem Sinn der Frauenarbeit voll gerecht wird.
(Anm. Kybernaut: Dies war glücklicherweise neben einer sehr kleinen Anzeige vom "arischen
Groß-Versandhaus Quelle" der einzige Teil des Heftes, in der man sich der Zeit bewußt wird, in der das
Deutsche Modenblatt entstand.)